Nach langer Zeit der Abstinenz gibt es endlich wieder einen Blog-Beitrag von mir. Was ist passender als das Fest der Liebe zu wählen um Gedanken und Gefühle die ich seit Wochen habe niederzuschreiben und vielleicht neuen Elan in meinem Leben und dem Blog zu finden.
Wir haben Heiligabend und es sind wieder diese Tage des Jahres, an dem man etwas zur Ruhe kommen sollte durch die freien Tage fern der Arbeit. Eigentlich ist dafür auch genug Zeit vorhanden, wenn einem der Kopf keine Streiche spielt. Für mich ist es momentan nicht einfach, da die Fragen im Kopf mehr werden als in den bereits vergangen Tagen des Jahren und mir die Ruhe fehlt um zu genießen oder mich zu erholen. Was fehlt …
Weihnachten ist doch die besinnlichste Zeit des Jahres und ein Grund zu feiern, die Familie zu besuchen, viel Essen und Trinken zu sich zu führen und seine Liebsten reichlich zu beschenken und beschenkt zu werden. Viele Erinnerungen und Traditionen sind mit dieser Zeit des Jahres verbunden und werden seit Kindheit gepflegt und fortgeführt. Weihnachten ist im Vergleich zur Kindheit inzwischen ohne Schnee, daran müssen wir uns in einigen Regionen sicherlich gewöhnen und umstellen, der Weihnachtsbaum wird – wenn vorhanden – gemeinsam in bunten traditionellen Farben geschmückt, hübsch dekoriert und teilweise mit nerdigen Dingen behangen. Der Schwibbogen wird aus dem Keller geholt und die Fenster weihnachtlich dekoriert, viele essen Kartoffelsalat mit Würstchen am heutigen Abend, dazu ein paar Gläser oder Flaschen Wein, es wird gelacht, gestritten und sich versöhnt werden, denn Pack schlägt sich und verträgt sich.
Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von Standard. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf den Button unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.
Neben der Tradition steht man auch vor Veränderungen mit denen wir leben müssen, je älter wir werden, denn das Leben ist – auch wenn es sich oft so anfühlt – kein Kreis. Dies betrifft auch das Weihnachtsfest.
Weihnachten während der Kindheit
Ich erinnere mich gerne daran zurück, wie schön die Weihnachtszeit bei meinen Eltern war, bevor sie sich sehr früh haben scheiden lassen. Wie aufgeregt ich gewesen bin, weil ich auf das Läuten der Glocke wartete, damit ich endlich die Geschenke am Weihnachtsbaum sehen und öffnen durfte. War es das was ich im Spielzeugkatalog ausgesucht habe oder beim Einkaufen unbedingt haben wollte? War ich artig genug und vom Weihnachtsmann bedacht? Meistens ja.
Durch die Scheidung meiner Eltern war es dann so, dass man die Festtage aufteilte, einen Tag bei der Mutter, einen beim Papa und später bei den Großeltern verbrachte und sich die Zahl der Geschenke beachtlich erhöhte (so gut es ging). Es ist doch als Kind geil, wenn man vom Weihnachtsmann nun an drei Orten Geschenke öffnen darf und alles was man sich wünscht bekommt.
Durch den Konsum
Im Nachhinein bereue ich, dass es so gewesen ist und hätte mir statt des Kaufs meiner Liebe durch Geschenke und dem Aufwachsen im Konsum gewünscht, mehr Liebe meiner Eltern erfahren zu dürfen. Beide haben natürlich sehr viel für mich getan, es hat mich aber verändert und zu dem Menschen gemacht, der ich heute bin. Dazu mehr weiter unten.
Je älter ich werde, desto mehr wird mir das natürlich bewusst. Durch Beziehungen, neu hinzugekommene Freunde und Angehörige verändert sich ebenfalls sehr viel. Seitdem meine Großeltern und mein Vater verstorben sind, ist Weihnachten für mich leider nicht mehr so wie es sein soll und Jahr für Jahr wird es anders. Ich vermisse auf der einen Seite den Stress für jeden an Weihnachten da sein zu “müssen”, bin aber auch froh darüber, dass es nicht mehr so ist. Am Ende war immer jemand enttäuscht, da die Wichtigkeit der Tage nicht für jeden gleich ist.
Jetzt habe ich meine eigene kleine Familie und fühle mich an Weihnachten so, dass ich am liebsten nichts machen möchte. Für mich braucht es keine Geschenke mehr, da ich mich das ganze Jahr dem Konsum hingebe und ich glaube durch meine Depression und das bestehende Kaufproblem auch keine langfristige Freude empfinden kann. Momentan ist das leider so und ich hoffe, dass sich das wieder ändern wird, denn es tut weh, wenn sich jemand »Mühe« macht um einen eine Freude zu bereiten und die Angst besteht falsch zu reagieren. Dabei freue ich mich ja wirklich darüber, auch wenn ich mir nichts wirklich wünsche.
Das grüne Weihnachtsmonster
Ich fühle mich momentan zu Weihnachten wie der Grinch, denn mich nerven die Weihnachtsmärkte, die Musik und das fröhliche Getue einiger Menschen. Dank der sozialen Kanäle und den vielen Messengern kriegt man zigtausend richtig lustige Videos und immer schlechter werdende Spruchbilder die sich über die Jahre hinweg tot komprimiert haben. Alles lieb gemeint, aber wieso nur an Weihnachten? Ja, ich bin der König der Statusmeldungen und teile gerne ganz viel geistigen Durchfall der meinen niedrigen Humorlevel aufzeigt, aber auch das hilft mir gegen dunkle Phasen.
Erschwerend kommt durch den Konsum zu früheren Feiertagen hinzu, dass ich ein Problem damit habe was den Kauf von Geschenken angeht und bestrafe mich irgendwie selber damit, da ich kaufe, kaufe und kaufe aber dadurch eine eigene Erwartungshaltung aufbaue, die unnötig ist. Durch den entstehenden Kaufrausch gebe ich viel mehr Geld aus, als das es mein Budget zulässt, dennoch habe ich das Gefühl, dass ich anderen eine größere Freude als mir machen muss. Schließlich habe ich mich früher auch über viele Geschenke gefreut. Im Endeffekt fehlt es mir momentan an nichts was materielle Dinge angeht und die Wünsche die ich habe kann man nicht verschenken, da keiner Entscheidungen für mich übernimmt, die mein Leben verändern und Freude zurückbringen könnte.
Freude, Freunde und eigene Traditionen/Rituale
Habe ich keine Freude? Doch schon, irgendwie. Die letzten Tage haben wir uns kleine eigene Traditionen geschaffen, Kekse gebacken und heute waren wir mit zwei Freunden zum alljährlichen Weihnachtsritual in unserem Lieblingscafé. Dort erfreuen wir uns an den Menschen, die sich dem Konsumshopping hingeben und die letzten stressigen Stunden auf der Geschenksuche befinden, während wir leckeren Kaffee und gemeinsam ein paar schöne Stunden haben. Momente die ablenken und Spaß machen.
Von angelehnten Türen und den verpassten Chancen
In den vergangen Jahren gab es viele Verluste und man hat sich voneinander abgewendet um sich selber nicht zu schaden. Es ist sehr schade, dass die Entwicklung so gekommen ist aber im Nachhinein eine traurige aber auch wichtige Entscheidung für mich um nicht unterzugehen. Und sich »gegen« die eigene Familie zu entscheiden ist ein schwerer Schritt.
An und für sich habe ich es immer so gehalten, dass alle etwas füreinander tun sollten. Ich bin es leid, gefühlt allen und jedem hinterher zu laufen und lehne dadurch meine Tür symbolisch an und wende mich ab. Sie ist nie für jemanden verschlossen, doch es wird Zeit manche Türen für immer zu schließen, denn die Situationen die dadurch entstehen sind unschön. Ich mag nicht ewig die Schuld an Dingen wie sie gerade sind bei mir zu suchen, denn es wurde oft genug, auch familiär, die Schuld bei mir gesucht. Klar gäbe es mich nicht, hätten mindestens zwei Menschen ein besseres Leben gehabt.
Und ich weiß, wie sehr es weh tun kann, wenn Freundschaften zerbrechen und man das Gefühl hat nicht wichtig füreinander zu sein, während man sieht, wie der Kontakt zu anderen fleißig gepflegt werden kann. Am Ende liegt es wohl doch an mir, dass es so ist wie es ist.
Was ich mich die letzten Tage doch immer mehr frage ist, wieso beschränkt sich dieses besinnliche und die Gemeinsamkeit nur noch auf die kirchlichen Feiertage, während gefühlt keiner mehr zur Kirche geht? Wo ist die Nächstenliebe im vergangenen Jahr geblieben? Geht es am Ende nur noch um Geschenke?
Ich hoffe dennoch, dass egal wie und mit wem ihr feiert einen schönen Tag hattet und notwendige Ruhe finden konntet. Genießt die weiteren Tage im Kreise eurer Liebsten und wer alleine ist, der ist immer willkommen.
Und bitte vergesst nicht. Wenn ich mich auf Weihnachtswünsche oder witzige Videos gar nicht oder verspätet melde, mir ist das Fest egal und nicht ihr als Mensch.